Ortsteil Emmerichsthal

Der Weiler Emmerichsthal liegt abseits der großen Verkehrsstraßen und fernab der geschäftigen Welt. Der Ort hat zwar seither nur wenige Einwohner, kann aber nichtsdestotrotz auf eine wechselvolle Geschichte (Glashütte) zurückblicken.

Luftbild Emmerichsthal 2Nicht von ungefähr trägt das kleine Nebental der Jossa, in dem das heutige Emmerichsthal liegt, den Namen "Steinbachsgrund". Bevor dort nämlich im 18. Jahrhundert eine geplante Ansiedlung errichtet wurde, hatte Jahrhunderte zuvor an dieser Stelle ein kleines Dorf existiert, das den Namen Steinbach trug. Die Erinnerung daran ist in den umliegenden Dörfern bis heute wach geblieben, so dass man dort herkömmlicherweise noch von "de Schtämich" spricht, wenn man Emmerichsthal meint. In einigen Urkunden aus dem 14. Jahrhundert wird der Ort Steinbach sogar mit dem Zusatz "vor dem Wald" versehen; die "Schtämicher" waren demnach nicht als Hinterwäldler bekannt.

Die früheste Erwähnung des Örtchens Steinbach fällt in die Zeit zwischen 1303 und 1313. Damals verlieh der Würzburger Bischof Andreas von Gundelfingen dem Fridericus von Hutten das Recht zur Erhebung des Zehnten auf der Flur von Steinbach. Auch die adeligen Diemar aus Rieneck, die aber nicht dem Grafengeschlecht der Rienecker entstammten, erhielten irgendwann in diesem Zeitraum die Genehmigung, auf der Gemarkung des Dörfchens ein Drittel des Getreidezehnten einzustreichen. Das Zehntrecht wurde den Diemar in den Folgejahren mehrfach bestätigt. Steinhach war damals also eine bäuerlich bestimmte Siedlung.

Die Tatsache, dass das Hochstift Würzburg in Steinbach das Zehntrecht innehatte und das Örtchen in den Grenzen des hochstiftisch-würzburgischen Gerichtsbezirks Mittelsinn lag, spricht dafür, dass Steinbach nicht von den Herren von Jossa (Jazaha) gegründet wurde, wie mitunter angenommen wird. Diese Herren, die ihren Stammsitz im heutigen Burgjoss hatten und sich danach benannten, wurden später von den Herrn von Thüngen und den Herrn von Hutten ausgekauft. Die von Thüngen haben in dieser Zeit auch Güter und Rechte in Steinbach an sich gebracht. 1447 verkaufte Dietz VI. von Thüngen seinen Besitz in Steinbach an Lorenz von Hutten.
 
Emmerichsthal 2-1
Ehemaliges Forsthaus (Bild: Alfred Andres)
Über das Schicksal Steinbachs in den nächsten hundert Jahren sind wir nicht unterrichtet. Es ist lediglich bekannt, dass der Ort im Jahr 1540 aus der Hand der Herren von Hutten an das Erzstift Mainz kam und dass er 1573 noch in einer Mainzer Urkunde genannt wurde. Mit Sicherheit war aber die kleine Ansiedlung zu diesem Zeitpunkt bereits von ihren Bewohnern verlassen worden und war "wüstgefallen", wie die Siedlungshistoriker zu sagen pflegen. Jedenfalls ist sie auf einer Karte der Grafschaft Rieneck aus der Zeit um 1580 nicht mehr verzeichnet und wird auch in einer Urkunde aus dem Jahr 1573 als "gewesenes" Dorf apostrophiert. Überall in Deutschland sind Ortschaften im späten Mittelalter eingegangen und zu solchen Wüstungen geworden; wir kennen mehrere solche verlassenen Dorfstellen u.a. auch aus dem Sinngrund.


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Autoren: Dr. Ludwig Reusch, Gundolf Weismantel
Der Text ist abgedruckt im Buch "Herrschaften, Bauern und Glasmacher in Emmerichsthal", erschienen im Selbstverlag der beiden Autoren.

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