U n s e r e M u n d a r t - Ö ü w e s i n n e r i s c h
Daneben ist insbesondere bei der sog. „Landbevölkerung“ ein anderes, aber unseres Erachtens ebenso gravierendes Phänomen zu beobachten: selbst schon bei Frauen und Müttern der jüngeren Nachkriegsgeneration hat sich im Laufe der Jahre in dem vorgeblichen Bemühen, ihren Kindern „richtiges“ Deutsch zu vermitteln, ein zum Teil ulkig anzuhörender Mischmasch aus Hochdeutsch und unserem heimatlichen Dialekt entwickelt. Ohne dass man je nach einem Grund dafür gesucht hat, gilt der Gebrauch unserer Mundart bei vielen offensichtlich als unschick, ganz so, also habe man Angst davor, sich in der Unterhaltung mit anderen zu blamieren. Dabei kann der aufmerksame Zuhörer seine Gesprächspartner oft schon beim zweiten Satz entsprechend seiner sprachlichen Idiome den unterfränkischen Regionen zuordnen. Aber – ist das so schlimm?
Selbstverständlich sind das Erlernen und der sichere Gebrauch unserer deutschen Muttersprache eine wichtige Voraussetzung im täglichen Miteinander, im Beruf und im Umgang mit Behörden. Das muss aber nicht bedeuten, die Pflege und den Erhalt der mit der Muttermilch eingesogenen Mundart darüber zu vergessen. Ganz im Gegenteil: vielerorts ist man sich der kulturellen Bedeutung der heimatlichen Sprache wieder bewusst geworden und pflegt diese in vielfältiger Weise. Darüber hinaus plädieren manche durchaus ernstzunehmende Sprachwissenschaftler dafür, in den Grundschulen die jeweilige Mundart gleichberechtigt neben Deutsch als Lehrfach zu führen.
Natürlich ist der Verlust des von den Vorfahren übernommenen Dialekts nicht auf unsere Region beschränkt. Vielerorts hat man das Problem erkannt und versucht, durch Sprachzirkel, Lesungen oder Vortragswettbewerbe die jeweilige heimatliche Mundart zu erhalten. Vereinzelt haben sich Heimatkundler auf privater Basis dieses Anliegens angenommen, haben in oft mühsamer Arbeit ihren dörflichen Wortschatz gesammelt und sogar in Buchform veröffentlicht; so geschehen in Neuhütten oder Rothenbuch.
Warum sollte dies nicht auch in Obersinn möglich sein? Noch gibt es viele, die das Öüwesinnerisch kennen und anwenden. Deshalb wenden wir uns auf diesem Weg an alle, denen am Erhalt unserer Obersinner Mundart gelegen ist, uns bei unserem Projekt Mundart zu unterstützen.
Ein Wörterbuch unserer dörflichen Sprache zu erarbeiten, erscheint auf den ersten Blick als nicht gerade einfach. Da die Mundart in der Regel nur von Mund zu Ohr weiter gegeben wurde, existiert quasi nur das gesprochene Wort. Nur wenige haben bislang versucht, mundartliche Geschichten und Gedichte nieder zu schreiben. Dabei haben sie versucht, die einzelnen Worte so zu formulieren, wie sie diese phonetisch in Erinnerung haben. Dass dies bei manchen Selbstlautsequenzen oder Silben nahezu unmöglich ist, sei an den häufig verwendeten Sequenzen o:u oder ö:ü oder ije illustriert. Deshalb ist es sicher sinnvoll, sich einer bestimmten und zu Beginn festgelegten Schreibweise zu bedienen, auch wenn diese nicht vollständig dem (aus-)gesprochenen Wort entspricht.
Auch eine lediglich alphabetische Aufzählung des Wortschatzes erscheint uns nicht ratsam. Vielmehr halten wir es für sinnvoll, sich die einzelnen Worte in einem thematischen Kontext zu erschließen. Deshalb schlagen wir vor, den mundartlichen Wortschatz nach Themen zu ordnen, wobei solche Worte, die wir in Obersinn in der hochdeutschen Fassung gebrauchen, bewusst vernachlässigen und nicht in das Wörterbuch aufnehmen wollen. Doch noch wichtiger als eine reine Wortsammlung erscheint uns, die im Dorf geläufigen Sprüche und Redewendungen niederzuschreiben und so der Nachwelt zu erhalten.
Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Freunde und Förderer der Marktgemeinde Obersinn, wir laden Sie ein, uns bei diesem ehrgeizigen Projekt zu unterstützen, indem Sie uns Ihre Beiträge über unsere Internetplattform zur Verfügung stellen. Unser Redaktionsteam wird die Beiträge sammeln, ggf. prüfen und anschließend in der festgelegten Schreibweise in der neuen Rubrik Mundart für alle Leser zur Verfügung stellen.
Hier gehts direkt zur Plattform, auf welcher Sie Ihre Beiträge einbringen können: FORUM Öüwesinnerisch
Auf eine rege Beteiligung freuen sich
Lioba Zieres, Sören Winkler und Anton Schäfer.