Die Kirche zum heiligen Jakobus

Kirchturm
(Bilder: Lilo Breitenbach)
Die Ursprünge der katholischen Pfarrei zu Obersinn gehen zurück bis an den Beginn des 15. Jahrhunderts. Die vielfältigen Aufgaben des Amtsinhabers der Mutterpfarrei zu Burgsinn, die neben der Verkündung des Wortes Gottes und der Seelsorge auch Katechese, Unterricht und Verwaltung umfassten, waren mit der zunehmenden Bevölkerung im unteren Sinngrund schon im späten Mittelalter so stark angewachsen, dass sie von dem Erzpriester alleine nicht bewältigt werden konnten. Deshalb wurde die Großpfarrei nach und nach von zusätzlichen Vikaren und Hilfsgeistlichen unter der Leitung des Amtspfarrers betreut.

Vor diesem Hintergrund war es Dietz von Thüngen, einer der damaligen Lehensherren im Sinngrund, der sich wegen der ungünstigen Betreuungsverhältnisse für die Gesamtheit seiner Untertanen in Obersinn, Mittelsinn und Aura stark machte und bei Bischof Johann I. von Egloffstein im September des Jahres 1400 die Ablösung von Burgsinn erwirken konnte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass neben der „Entfernung der Orte voneinander“ auch die „Überschwemmung der Wege, besonders zur Winterzeit“ als Grund für die Einsetzung eines eigenen Pfarrers angeführt wurde. Doch auch nach der Abtrennung blieben an der Mutterkirche Rechte und Obliegenheiten haften, die allein dem auf dieser Pfründe sitzenden Geistlichen vorbehalten blieben und die Pfarrkinder der Filialkirchen immer wieder zum Gang nach Burgsinn veranlassten.

Mit seinem Erlass vom 30. August 1413 beendete Bischof Johann II. von Brunn diesen unglücklichen Zustand und erhob die bereits seit dem frühen 13. Jahrhundert bestehende Filialkirche der Heiligen Jakobus und Nikolaus zu Mittelsinn zur eigenständigen Pfarrei. Dem Pfarrer von Mittelsinn oblag fortan auch die Betreuung der Gemeindemitglieder von Obersinn.

Von einer eigenen Kapelle in Obersinn wird erstmals am 07. Februar 1471 berichtet. Nach örtlicher Überlieferung entstand diese aus einem ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Gebäude, vermutlich im Besitz der Freiherrn von Thüngen, dessen Umwidmung sicher lange vor diesem Datum erfolgte. Als Schutzheiligen erwählte sich die Gemeinde zunächst den heiligen Bartholomäus, wechselte aber in den folgenden Jahrhunderten aus Gründen, die heute nicht mehr nachzuvollziehen sind, immer wieder zum heiligen Wolfgang. [...]

Kirche innenAm 13. Juni 1858 wurde der Grundstein für das neue Gotteshaus gelegt. Die neue Kirche wurde nach neugotischem Stil aus heimischem Sandstein erbaut mit einem dreigeschossigen Fassadenturm und einem Langhaus zu vier Fensterachsen. Die Pläne hierfür stammten aus der Feder des königlichen Zivilbauinspectors Reuß aus Würzburg, der auch die Bauaufsicht führte. Mit der Ausführung waren beauftragt die Maurermeister Johann Schneeweis, Peter Schnarr und Bernhard Büttel sowie der Zimmermannsmeister Adam Eckert. Alle Baumeister stammten aus Orb.

Während in den amtlichen Unterlagen eine Bauzeit bis 1862 erwähnt wird, lässt sich nach einer Notiz des Orber Landrichters Bremfleck vom 17. Januar 1860 unterstellen, dass die noch nicht vollständig fertig gestellte Kirche etwa ab dem Jahreswechsel 1859/60 bereits für Gottesdienste genutzt wurde. Der bereits zuvor erwähnte Adam Eck hatte nämlich beantragt, „... daß nun, nachdem die Kirche fertig gestellt sei, sein Wohnhaus und Scheune wieder so hergerichtet werden, wie sie vorher waren, denn es wurden Wände heraus gerissen, um entsprechend Platz zu schaffen für die Aufnahme der Gemeinde. Außerdem verlange er, daß er solange den Mietzins weiter erhält, bis er sein Haus wieder beziehen kann.“

Zum Zeitpunkt der ersten Nutzung der neuen Kirche entschied die Pfarrgemeinde, den heiligen Jakobus d. Ä., einer der beiden Namenspatrone der Kirche in Mittelsinn, als neuen Schutzheiligen anzunehmen.

Kirche BlumenteppichAls die Baumaßnahmen abgeschlossen waren, fehlte es der Pfarrgemeinde an Geldmitteln für die Installation der Turmuhr und das Einbringen der Glocken. Die königliche Baubehörde vertrat die Auffassung, dass beides zur Inneneinrichtung der Kirche gehöre und demzufolge nicht mehr in die Zuständigkeit des amtlichen Bauträgers falle. So war die Gemeinde sich selbst überlassen. Wenngleich die Gemeindeglieder – mit wenigen Ausnahmen – nicht mit wirtschaftlichen Gütern gesegnet waren, so schafften sie es schließlich doch, wenn auch mit erheblicher Verzögerung, durch regelmäßige Sammlungen und Spenden die erforderlichen Geldbeträge zunächst für das Wiedereinrüsten der Glocken und später dann für den Einbau der Turmuhr zu erlangen.

Mehr als sechs Jahre waren seit der ersten Messe im neuen Gotteshaus vergangen, als Bischof Georg Anton Stahl am 25. Juni 1866 schließlich Einzug in Obersinn halten konnte, um die Kirche zum heiligen Jakobus feierlich ihrer Bestimmung zu übergeben. Zum gleichen Zeitpunkt kämpften preußische Truppen bei Königgrätz gegen bayerische und österreichische Divisionen um die Vorherrschaft in Deutschland. Die für den nächsten Tag in Obersinn vorgesehene Firmung für die Firmlinge aus den Nachbargemeinden war bereits wegen des deutschen Bruderkrieges abgesagt worden.

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Autor: Anton F. Schäfer
Veröffentlicht in dem Buch "Obersinn im 19. Jahrhundert", Jahrgang 2009, 
Hrsg.: Historischer Verein Gemünden a. Main und Umgebung e.V.

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