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02Einfach waren die Jahre am Münnerstädter Gymnasium für Leo Weismantel nicht. Zunächst war da der sture Schulbetrieb, der ihm widerstrebte. Zum anderen kämpfte er mit Blutungen aus der Nase und einem Lungenleiden und in seinem Inneren auch mit der Bestimmung für den Priesterberuf. Dieser innere Kampf wurde letztlich entschieden durch seine körperliche Erkrankung „und die geistige Einsicht, dass mein Lebensberuf anderswo liegt“, wie er später berichtete, aber auch, dass man ihn deshalb von außen her nicht bedrängt habe.

In Münnerstadt gab es bereits Gedichte und Erzählungen der jugendlichen Phantasie von Leo Weismantel mit der ihm eigenen sprachschöpferischen Kraft. Diese wurden vom Deutschlehrer ernst genommen, der Leo Weismantel auf das eigene Erleben kanalisierte. So hatte er schon als Gymnasiast das notiert, was er aus seiner Obersinner Kindheit noch im Kopf hatte: Die Welt seines Heimatdorfes Obersinn. Bereits während der Gymnasialzeit schrieb er ein Drama, eine ländliche Tragödie mit dem Titel „Die Köhlerin vom Waldsee“. Sie erschien später im Jahr 1909 in der Verlagsbuchhandlung Bruno Volger Leipzig als Buch.

Die Probleme mit seiner Gesundheit hielten an. Durch zunehmende Blutungen, die neben seinem Lungenleiden einhergingen, wurde er gezwungen, wochenlang dem Unterricht fernzubleiben, was ihn letztlich dazu zwang, das Gymnasium nach der 7. Klasse ohne Abitur verlassen zu müssen.

Nachdem er auskuriert worden war, ging er 1908 an die Universität Würzburg, konnte dort aber mangels Abitur nur das Fach Zahnmedizin belegen. Bei den Zahnmedizinern wurde er aber selten gesehen, denn er besuchte die Vorlesungen der philosophischen Fakultät. Inzwischen hatte sich Leo Weismantel auf Anraten seines behandelnden Arztes einer Studentenverbindung angeschlossen, was seiner Gesundung förderlich sein sollte. Dort fand eine Wette statt. Leo Weismantel wettete um ein großes Fass Bier, dass er die geographische Preisaufgabe der Universität, eine Monographie über die Haßberge, innerhalb der vorgegebenen Frist lösen würde und gewann die Wette.

Mit dieser Arbeit erwarb er sich, nachdem er das Abitur in Münnerstadt nachgeholt hatte, den Doktorgrad der Philologie mit „summa cum laude“. Er studierte Geographie, promovierte als Geograph und versuchte, sich in diesem Fach an der Universität zu habilitieren, was wegen des Ausbruches des Ersten Weltkrieges 1914 nicht gelang.
Aufgrund der jahrelangen Krankheit und seiner körperlichen Verfassung wurde Leo Weismantel als kriegdienstuntauglich eingestuft. Lediglich „kanzleidienstfähig“ stand in seinem Wehrpass. So wurde der wehrdienstuntaugliche Weismantel als Wehrersatz für den Schuldienst verpflichtet.

Im Frühjahr 1915 schickte man ihn als Aushilfsvertreter an das „Institut Adam“ in Würzburg, einer privaten Handelsrealschule. Hier musste er den Unterricht in Deutsch, Geschichte und Erdkunde übernehmen.

Aufgrund dieser Anstellung war es ihm möglich im gleichen Jahr in Obersinn am 02.09.1915 Luise Wetzell, eine Philologiestudentin aus Laubach in Hessen, die er während des Studiums kennen gelernt hatte, zu heiraten. Getraut hatte sie damals der Obersinner Pfarrer Knecht. 1916 kam die gemeinsame Tochter Gertrud in Würzburg zur Welt.

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Autor: Gundolf Weismantel

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