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Während der Zeit an der Würzburger Handelsrealschule geschahen zwei Dinge:
Leo Weismantel schrieb in den Unterrichtspausen zeilenweise seinen ersten Roman „Mari Madlen“, der in der Monatszeitschrift „Hochland“ vorab veröffentlicht wurde und einen dort ausgesetzten Preis errang. Das machte Leo Weismantel 1917 mit einem Schlage bekannt und begründete seinen dichterischen Ruf.

03Und: Es regte sich bei ihm erstmals Widerstand gegen das praktizierte Schulsystem: Das Eindrillen von bloßem „Wissenskram“ in einem Paukbetrieb, wie er meinte, ging nach Weismantel am tatsächlichen Leben vorüber. Weismantel lehnte sich dagegen auf. Er versuchte von sich aus über eine gewisse Zeit hinweg den Umbruch im Lehrbetrieb mit einem schulischen Bemühen nicht vom Lehrbuch her, sondern von den Anlagen des Kindes ausgehend. Dabei verstieß er allerdings gegen die geltende Schulordnung und setzte so seine persönliche Existenz an der Schule aufs Spiel. Es blieb nicht unbemerkt, wie er seine 120 Buben unterrichtete. Der kulturpolitisch-behördliche Gegenwind erstickte seine „Einzelreform“ im Keime, ohne dass man ihn allerdings bestrafte. Geblieben sind die bereits damals von ihm geprägten Begriffe „Schule der Lebensalter“ und „Gestaltungspädagogik“.

1918 entstand unter dem Eindruck des zu Ende gehenden Krieges sein Bühnenwerk „Die Reiter der Apokalypse“. Schon 1919 fand man Weismantel auf einer Pädagogenkonferenz des preußischen Kultusministeriums, wo er für eine ganz neue Form der Erwachsenenbildung plädierte. Bereits mitten in der „Volksbildungsbewegung“ war Weismantel, als er 1919/20 an der Wiener Volkshochschule über „Deutsche Sprachstilkunde“ lehrte. Seine Vorlesungen erschienen 1927 unter dem Titel „Der Geist als Sprache“. Weitere Veröffentlichungen im Verlag des Patmosbundes folgten.

1920 hatte Leo Weismantel, aufgrund seiner Veröffentlichungen inzwischen finanziell unabhängig, seine Stelle am Institut Adam aufgegeben. Die Familie siedelte ins ländliche Marktbreit in ein Haus mit Garten in Bahnhofsnähe und Leo Weismantel wurde freischaffender Schriftsteller und Pädagoge. Das zweite Kind der Familie, der Sohn Werner, wurde am 9.12.1920 in Marktbreit geboren. Auf die deutschen Bühnen gelangte der „Wächter unter dem Galgen“, wieder unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges entstanden.

Er schrieb das Bühnenspiel „Totentanz 1921“, das sich mit den Übeln der Nachkriegszeit auseinandersetzte und dessen Uraufführungen parallel in Nürnberg und Bonn stattfanden. Es folgte „Die Kommstunde“, ebenfalls ein Bühnenstück. Er vollendete den Roman „Das unheilige Haus“, der das Erbhofproblem behandelt und die Landschaft und Menschen der Rhön eindringlich schildert.

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Autor: Gundolf Weismantel

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