Geschichte(n) vom alten Dorf

Ein Beitrag von Anton F. Schäfer

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Der bisher wohl größte und bekannteste „Sohn“ unseres Heimatortes Obersinn, der Schriftsteller Prof. Dr. Leo Weismantel, hat unserer Heimat in vielen seiner Erzählungen ein bleibendes Denkmal gesetzt. Er schreibt über eine kleine, abgelegene Ansiedlung, seine Bewohner, ihre kleinen Geschichten und Eigenheiten, aber auch über ihre Sorgen und Nöte. Den Ortsnamen Obersinn verwendet er dabei nicht, sondern spricht immer nur von einem alten Dorf namens Sparbrot. Seine Erzählungen Das Jahr von Sparbrot oder Die Leute von Sparbrot sind für jeden Obersinner auch heute noch eine lesenswerte Lektüre.

So wertvoll und aufschlussreich diese Werke auch sind, insbesondere für den mit der Heimat Verbundenen, Geschichtsdarstellungen im eigentlichen Sinne sind sie nicht, wollen es auch nicht sein. Um die Geschichte des Sinngrundes und seiner Ortschaften nachvollziehen zu wollen, muss man einen mühsameren Weg gehen. Zugegeben, ich bin diesen Weg auch nur zum Teil gegangen, schließlich will ich hier kein wissenschaftliches Werk vorstellen, sondern nur einen historischen Ausgangspunkt für meine „Geschichtensammlung“ finden.

Auf der Suche nach dem geschichtlichen Ursprung unserer Heimat wurde ich vor einigen Jahren auf ein Heft aufmerksam, das im Zusammenhang mit einer Seminararbeit an der Universität Würzburg entstanden sein soll. Leider enthält es keinen Hinweis auf den Autor der Abhandlung, sodass ich insofern den Forderungen des Urheberrechts nicht nachkommen kann.

Eine zweite wertvolle Quelle fand sich in der umfangreichen Festschrift, die anlässlich der 1000-Jahr-Feier der Marktgemeinde Burgsinn herausgegeben wurde. Ein Querverweis in dieser Festschrift führte schließlich zu einer wissenschaftlichen Abhandlung von Dr. Ludwig Reusch über die Siedlungen des Sinngrunds im Mittelalter.
Als eine Fundgrube besonderer Ergiebigkeit erwies sich schließlich die Abhandlung von Karl Richter über die Geschichte des ehemaligen Landkreises Gemünden am Main aus der Reihe „Historischer Atlas von Bayern“.

Obersinn liegt am Unterlauf der Sinn, einem rechtsseitigen Nebenfluss der Fränkischen Saale. Das Dorf erhebt sich etwa 200 m über dem Meeresspiegel. Der Ort ist eingebettet in eine Landschaft, die zum Westteil des Fränkischen Stufenlandes gehört; sie ist überwiegend bergig mit einem Untergrund aus Buntsandstein. Das Gebiet ist stark bewaldet und wasserreich, sein Klima wird als rau beschrieben. Zahlreiche enge Täler, auch „Gründe“ genannt, durchziehen das zum Spessart zählende Bergland rechts der Sinn. Zur Linken des Flüsschens erstreckt sich ein geschlossener Höhenzug von Norden nach Süden und bildet einen Teil des Saalewaldes und damit der Vorderen Rhön. Im Mittelalter gehörte das Gebiet zur „Silva Buchonia“, dem Buchenwald.

Der dichte, geschlossene Wald war nicht dazu angetan, Siedler anzulocken. Doch schon früh müssen Jäger aus der Jungsteinzeit in das Land zwischen Main, Kinzig und Fränkischer Saale vorgestoßen sein, wie historische Waffen- und Werkzeugfunde in den Gemarkungen von Obersinn, Burgsinn, Wohnrod, Orb oder Steinau bezeugen.

Bewohner aus der Hallstattzeit und die Kelten aus der La Tené – Kultur haben in der Region nur einige Flussnamen wie Main, Sinn, Schondra und Wern hinterlassen. Nach Abzug der Kelten im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. wurde das Land zwischen Rhön und Spessart Durchzugsgebiet für verschiedene germanische Stämme, wie die Markomannen, Vandalen, Burgunder oder die Hermunduren – Thüringer. Erst nach dem fränkischen Sieg über die Alemannen im Jahre 496 n. Chr. und der Zerstörung des Thüringerreiches wurde der fragliche Raum in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in ein geordnetes Staatswesen einbezogen. In dieser Zeit gab es bereits feste Siedlungen, wie aus den erhaltenen Urkunden hervorgeht, deren Erwähnung aber meist nur dann erfolgte, wenn ein Ort Gegenstand eines Rechtsgeschäftes war, eines Tausches, Kaufes, einer Schenkung oder dergleichen. Allerdings dürfen wir uns solche Siedlungen nicht gleich als stattliche Dörfer vorstellen. Über die Größe eines Weilers werden sie nicht hinausgegangen sein, vielfach waren es sogar nur sogenannte Einschichthöfe.

Nun wüssten wir natürlich gerne, wann genau unser Heimatort Obersinn gegründet wurde. Doch muss ich in dieser Frage genauso passen wie die Quellen, die ich bemüht habe. Obwohl jene Siedlungen, die nach Flüssen benannt sind, mit zu den ältesten zählen, wird unser Dorf nirgends entsprechend erwähnt.

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Autor: Anton F. Schäfer

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