Seite 5

Mit der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 begann die NS-Zeit, die nicht nur Deutschland radikal verändern sollte, sondern auch das Wirken von Leo Weismantel.

Hitler selbst soll sich gegen das von Weismantel für das von der Gemeinde Oberammergau im Herbst 1932 in Auftrag gegebene „Gelübde-Spiel“ gewandt haben, weil darin dem Dritten Reich die alten antisemitischen Akzente fehlen würden. Die Uraufführung erfolgte dennoch im Sommer 1934.

Im Mai 1933 waren dann Weismantels Lösungen zu soziologischen und sozialpädagogischen Untersuchungen in den Notstandsgebieten von Oberschlesien, ein vom Zentrumspolitiker Joseph Wirth (1921/22 in der Weimarer Republik Reichskanzler und seit 1930 Reichsinnenminister im Kabinett Brüning) gefördertes Projekt der Jahre 1930 bis Ende 1931 Anlass zu einem breiten politischen Angriff auf Leo Weismantel. Der Kulturrevolutionär und progressive Weismantel mit einem, der Massentendenz des Nationalsozialismus gegenläufigem Gedankengut, wurde unbequem, nicht mehr tragbar. Man zwang ihn, sein Institut in Marktbreit abzubauen. Es nutzte wohl auch nichts, dass er im Oktober 1933 einer von 88 Schriftstellern war, die das so genannte „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ unterschrieben, darunter übrigens auch die Rienecker Schriftsteller-Gebrüder Anton und Friedrich Schnack.

Im „Völkischen Beobachter“ gab es weiterhin Artikel, die sich gegen den Schriftsteller wandten.

Leo Weismantel wandte sich auf Anraten seines ehemaligen Religionslehrers, des Augustinerpaters und späteren Ordensgenerals Clemens Fuhl, der religiösen Thematik zu. Unter den zahlreichen kleineren religiösen Dichtungen befand sich auch die Legendensammlung „Wie der heilige Geist das deutsche Volk erwählte“. Sie wurde 1935 sofort nach Erscheinen beschlagnahmt und eingestampft. Sein Bühnenstück von 1936, „Das Reich, das Reich“ wurde auf Betreiben von Parteikreisen nach der Uraufführung abgesetzt.
Die Zeit des Dritten Reiches brachte dann 1936 endgültig die Schließung der „Schule der Volkschaft“ mit sich. Leo Weismantel musste sein Anwesen in Marktbreit verkaufen. Er zog nach Würzburg in eine Wohnung in der Theaterstraße 4.

Der Würzburger Gauleiter Dr. Otto Hellmuth, vorher in Marktbreit Zahnarzt und in persönlicher Aversion zu Weismantel stehend, ließ ihn von der Gestapo überwachen. In einer Einschätzung der Gauleitung Main-Franken der NSDAP aus dem Jahr 1939 wurde Weismantel als ein „typischer Vertreter der Katholischen Aktion“, dessen Bücher „alles andere als nationalsozialistisches Gedankengut“ offenbaren, bezeichnet. Zu dieser Einschätzung trug möglicherweise auch der Künstlerroman „Gericht über Veit Stoß“, der 1939 erschien, bei und könnte mit ein Grund gewesen sein, dass man ihn am 10. Dezember 1939 nach dem Attentat auf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller verhaftete, um als Geisel erschossen zu werden. Als „Sühne für das Attentat“ wollte der Gauleiter einen „prominenten Katholiken“ auf der Liste haben. Weismantel und die anderen Häftlinge wurden aber auf Berliner Intervention hin entlassen: Hitler hielt eine Geiselerschießung nicht für ratsam.

05 Leo Weismantel hatte sich daraufhin seinen Künstler-Romanen zugewandt. Bereits entstanden waren „Dill Riemenschneider“, „Leonardo da Vinci“ und Gericht über Veit Stoß“ Die „GRÜNEWALDTRILOGIE“ folgte bis 1943. Im gleichen Jahr wurde aber dann ein Schreibverbot über ihn verhängt.

Die zweite Verhaftung von Leo Weismantel in der Nazi-Zeit folgte nach dem 20. Juli 1944. Er kam in ein Sonderlager am Würzburger Stadtrand und erlitt dort einen vollständigen gesundheitlichen Zusammenbruch mit einer Darmlähmung. Der Lagerarzt erkannte in ihm den Autoren. Ein glücklicher Zufall! Der Hinweis des Arztes, Weismantel sei so oder so hinüber, und er stürbe besser außerhalb des Lagers brachte ihn in ein Krankenhaus, wo er wochenlang noch als Gestapo-Häftling lag, bis man ihn schließlich aus der Haft entließ.

Gesundheitlich immer noch angeschlagen kehrte er noch 1944 in seinen Heimatort Obersinn zurück. Zunächst wohnte er in der Dachwohnung im Haus des Stielfabrikanten Stein am Obersinner Ortseingang. Hier musste er schließlich den Bombenangriff vom 16. März 1945 auf Würzburg erleben. Dem Feuersturm fielen nicht nur etwa 5000 Bewohner zum Opfer, auch die Wohnung Weismantels in der Würzburger Theaterstraße mit den Manuskript- und Dokumentensammlungen wurde vollständig zerstört.

Weiterlesen

Autor: Gundolf Weismantel

Ansprechpartner

Markt Obersinn
Marktplatz 1
97791 Obersinn

Tel.: +49 (0) 9356 / 52 89
Mobil: +49 (0) 160 / 94 45 29 20
E-Mail: info@markt-obersinn.de