Sein richtiger Name war Szymaniak

Name auf dem Soldatengrob in der "Hohen Heister" ist nicht korrekt

veröffentlicht in der MAIN-POST am 03.04.2005

Das Dorf war bereits von den Amerikanern besetzt und die Bürger waren mit ihrer ganzen Familie, mit Wagen und Vieh sowie ihrem beweglichen Hab und Gut in die „Vimbach“ geflüchtet.

14 Tage später wagte sich der Waldarbeiter Alexander Mann zu dem Kampfort in der „Hohen Heister“. Überall lagen Hülsen von Granatgeschossen herum, ein amerikanischer Jeep war von einer Panzergranate getroffen. Unweit davon lag ein zerschossener Sherman-Panzer sowie ein gefallener US-Soldat. Dieser wurde später von seinen Kameraden abgeholt. Allem Anschein nach hatten die deutschen Soldaten überstürzt den Rückzug angetreten.

Alexander Mann fand den Lurftwaffen-Obergefreiten Schimmareck, der bei dem Gefecht einen tödlichen Halsdruchschuss erlitten hatte.

Mit einer Bescheinigung der Ortsverwaltung gingen am Folgetag der Gendarmeriemeister Lorenz Obert mit Ortspfarrer Eugen Schüll, den beiden Ministranten Otto Mack und Reinhard Zieres, dem Totengräber Konrad Weikinger und dem Schreiner Heinrich Keller sowie dem Waldarbeiter Mann auf die „Hohe Heister“ und betteten den Soldaten zur letzten Ruhe. Die Ministranten Mack und Zieres bestätigten, dass Pfarrer Schüll die Beisetzung in vollem Ornat vornahm. Dieser nahm auch die Papiere und das Soldbuch des Obergefreiten an sich und meldete seinen Tod. Wegen der Kriegswirren wagte niemand, die Bestattung im Obersinner Friedhof vorzunehmen.

Der damals 13-jährige Reinhard Zieres hatte sich den Kampfort näher angeschaut. Die Granathülsen seien dort überall verstreut gewesen. Ein solches Fundstück nahm er sich mit nach Hause.

Das Grab wurde umzäunt und mit einem schlichten Birkenholzkreuz versehen. Bis dato war in Obersinn bekannt, dass die sterblichen Überreste des OG Schimmareck irgendwann auf den Heldenfriedhof Gemünden umgebettet wurden. Von hier soll er in seine Heimat überführt worden sein.

Aber das Mahnmal mitten im Wald wurde deswegen nicht vergessen: Jahrelang lag das Soldatengrab in der Obhut des Staatlichen Forstamtes Mittelsinn. Zum 50. Jahrestag (4. April 1995) erinnerten sich Helmut Klein, Günter Preisendörfer, Alfred Baier und Egon Öchsner des Grabes. Sie erstellten eine neue Mahnstätte und setzten dem Gefallenen einen Grabstein. Bis heute pflegen sie die Grabanlage, die Obersinner Gärtnerei Keller spendiert den Blumenschmuck.

Der unsichere Verbleib der sterblichen Überreste des Gefallenen Schimmareck ließ dem Ortsbürger Jürgen Gabel keine Ruhe: Im Bestandsbuch des in den Jahren 1954 bis 1957 gebauten Heldenfriedhofes taucht der Name niemals auf. Auch bei der Stadt Gemünden (am Main) ist der Name unbekannt. Ein intensiver Schriftwechsel mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Kassel verlief ergebnislos. Der Verein verwies an die ehemalige Wehrmachtsauskunftsstelle Berlin.

Nach wochenlangen Recherchen traf eine erfreuliche Nachricht ein: „Bei dem gesuchten Obergefreiten Schimmareck handelt es sich um Aloisius Rudolf, genannt Alwin Szymaniak, der am 22. April 1904 in Helbra/Eisleben geboren wurde und am 4. April 1945 bei Obersinn gefallen ist. Auf dem in Obersinn verbliebenen Gedenkstein ist der Name des Toten offensichtlich nur phonetisch in etwa wiedergegeben.“

Alwin Szymaniak wurde vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge am 20. Juni 1954 aus dem Feldgrab zur Kriegsgräberstätte Gemünden (am Main) überführt. Dort sind seine sterblichen Überreste im Grab Nr. 33 auf Feld III beigesetzt. Die Deutsche Dienststelle teilt weiter mit, dass die korrekten Personalien erst durch die Entschlüsselung seiner bei der Ausbettung gefundenen Erkennungsmarke ermittelt wurden.

Autor: Jürgen Gabel

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