Denkschrift

Aus der Denkschrift zu Weismantels 120. Geburtstag
 
Auch wenn das literarische Werk von Leo Weismantel kaum noch bekannt ist, so ist der Schriftsteller Weismantel in seinem Geburtsort nicht vergessen. Er war wohl ein unbequemer, auch umstrittener Geist und „eckte“ damit an – aber er folgte seinen Idealen – Frieden und Menschlichkeit auf einem christlichen Fundament.

Leo Weismantel wurde am 10. Juni 1988 in Obersinn als 7. Kind der Eheleute Barbara und August Weismantel geboren. Nach seiner Volksschulzeit in Obersinn besuchte er das „Gymnasium der Augustiner“ in Münnerstadt. Sein Studium absolvierte er an der Universität in Würzburg und arbeitete im Anschluss an einer privaten Handels- und Realschule.

1917 veröffentlichte er seinen ersten Roman: Mari Madlen. Im Jahr 1920 ließ sich Leo Weismantel in Marktbreit am Main nieder und widmete sich fortan ganz seinen üädagogischen und dichterischen Werken. Er war in der Zeit von 1924 bis 1932 als Abgeordneter der Christlich Sozialen Volkspartei im Bayerischen Landtag. Hier zeigte er besonderes Engagement in der Bildungs- und Kulturpolitik.

In den Jahren 1933 bis 1945 wurde Weismantel von den Nationalsozialisten in seinen Publikationsmöglichkeiten eingeschränkt und in seinen wissenschaftlichen und pädagogischen Arbeiten behindert. Vom damaligen Regime wurde er in dieser Zeit zweimal inhaftiert. Nach Kriegsende kehrte der gesundheitlich angeschlagene Dichter mit seiner Familie in sein Heimatdorf Obersinn zurück.

Der bis dato 67-jährige übernahm das Amt des Schulrates im Altlandkreis Gemünden und wurde 1948zum Ehrenbürger des Marktes Obersinn ernannt. 1948 wurde er Leiter des pädagogischen Institutes in Fulda und von diesem zum Professor für Deutsch und Kunsterziehung berufen. Neben seinen zahlreichen öffentlichen Ehrungen wurde Leo Weismantel auch die Ehrendoktorwürde der Humbold-Universität Berlin verliehen.

In den fünfziger und sechziger Jahren geriet Weismantel wegen seiner Kritik an den damals politisch Verantwortlichen zwischen die literarischen und politischen Fronten. Er beteiligte sich an Protesten gegen die Wiederbewaffnung und atomare Rüstung. Seiner Zeit weit voraus setzte er sich für die Verständigung mit dem Osten ein. Man tut Weismantel Unrecht in ihm nur den Heimatdichter zu sehen.

Sicher ist er für den heimatgeschichtlich Interessierten eine wertvolle Fundgrube, doch auch seine pädagogischen und literarischen Werke gaben nicht nur den Reformbewegungen der zwanziger Jahre wertvolle Impulse. – Noch heute ziehen Kirchen, Schulen und Institute der Erwachsenenbildung inneren Gewinn aus dieser Zeit.
 
Autorin: Lioba Zieres

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